Ralf´s Fahrzeug, oder 10 Jahre mini el


Schön, nachdem Sie mein eigenes Fahrzeug interessiert hier einige Informationen dazu.

Das miniel begleitet mich nun seit 10 Jahren, mit viel Freude aber auch einigem Kummer und etlichen Arbeitsstunden. Das miniel brachte mich immer ins Studium, zum Jobben nebenher und heute ins Büro. Ich bin Stand Jahr 2000, 65.000 km gefahren und habe damit vielleicht den höchsten km Stand eines miniel überhaupt.

Meine Basteleien am el brachten mir einiges Fachwissen ein, so daß ich neben dem Studium bei Joachim Kamm mini el und andere Fahrzeuge reparierte und wartete. Nach dem Studium arbeitete ich bei Jürgen Mittnacht (JME), ebenfalls an Elektrofahrzeugen. Heute habe ich beruflich nichts mehr mit den Fahrzeugen zu tun, es bleibt aber weiterhin mein Hobby.

Allen Lesern zur Erinnerung, daß es ich hier um ein Fahrzeug der ersten Serie von 1989 handelt, daß sich vom heutigen city el deutlich unterscheidet.

Jahr Aktion
1990 Fahrzeugkauf
1991 Umbau auf den neuen Thrige Titan Motor und die elektronische Motorsteuerung
1992 Umbau auf 48Volt, Schaltnetzteil 1kW, Umbau des Bordnetzes auf 12V, inkl. Rauswurf des alten CPU
1994 Umbau als Cabrio
1994 Mitfahrt bei der EVA durch den Schwarzwald, einer Elektrofahrzeugveranstaltung
2000 Einbau der Saft NC Batterien 42V 100 Ah
2005 Das el rennt noch immer, wird aber leider weniger gebraucht.

Viele Änderungen kann ich heute zeitlich nur noch wage einschätzen, da ich wenig dokumentiert habe.


1990 der Fahrzeugkauf

Mein eigenes Fahrzeug ist 1989 gebaut und ist noch ein "miniel" aus der "Serie 1, genauer gesagt der sogenannten Seriennummer 8". Es hat die Seriennummer 1067 und stammt noch aus der Konkursmasse der ersten Firma El Trans.

Ich war 1990 der erste Kunde von Joachim Kamm (Kamm Solarfahrzeuge), nach dem ich das miniel bei einer Ausstellung von Stuttgart Solar entdeckt hatte. Gekauft habe ich April 1990, im August 1990 kam die neue Serie ab Seriennummer 2000 raus. Wenn ich damals gewuß hätte welche Veränderungen zwischen den zwei Serien liegen hätte ich vielleicht gewartet.

 

Ralf s el 1990

Technische Daten 1990:

Geschwindigkeit: 40 km/h  
Reichweite 40 - 70 km  
Motor: 1 kW Pacific Scientific
Batterie: 90 Ah/C5 3x Yuasa
Ladegerät:
8
A  


1991 neuer Antrieb

Der permanenterregte 1 kW Motor hatte einen Super Wirkungsgrad, war aber leider für Stuttgarts Berge viel zu schwach. Aus der Stuttgarter City schaffte ich es damals nicht ohne Kühlpause die 100 Höhenmeter am Stück hochzufahren. Man fuhr damals verschlungene Wege um die Steilstrecken zu umgehen.

Auch der Riementrieb mit dem Zahnriemen schien die Berge nicht zu lieben. Vor der Haustür konnte ich mich entscheiden 100 Höhenmeter rauf auf die Filderebene oder 100 Höhenmeter runter in die Stuttgarter City zu fahren.

Das erste "Update" kam in vorm eines längsgenuteten Riemens statt des Zahnriemens, einem neuen Riemenrad aus Blech und einer doppelten Spannrolle. "Mein" Händler Joachim Kamm kannte den Weg zu mir nach einer Weile schon ganz gut...

Nach einem Jahr hatte ich dann einen Wicklungsschluß am Motor, bei Joachim Kamm konnte ich den neuen Motor mal probefahren. Der neue Thirge Titan Motor, der bis heute eingesetzt wird hatte Drehmoment, da er eine Compundmotor mit einer starken Reihenschlußcharakteristik ist. Je langsamer der Motor läuft umso mehr Drehmoment bekommt er, versuchen Sie mal eine Bohrmaschine anzuhalten:-).

Ok, der Motor mußte rein das war klar und damit auch die elektronische Motorsteuerung. Der Einbau war für mich als gelernten Elektriker relativ problemlos und Joachim stand mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Den mechanischen Vor- Rückschalter und die habe ich provisorisch drin gelassen (Jahr 2000 heute ist er immer noch drin). Merke: nichts hält länger als ein kurzfristiges Provisorium.

Meine erste Probefahrt mit dem neuen Motor absolvierte ich ohne Haube (Oberteil), im T-Shirt und bei einer lausigen Kälte. Mitten in der Nacht bin ich auf eine kurze Probefahrt "um den Block". Nachdem es beim miniel keine Strombegrenzerplatine gab, schob das miniel los wie ich es nicht von meinem Benziner nicht kannte, die Probefahrt wurde etwas länger. Halb erfroren aber glücklich kam ich von meiner Probefahrt heim.

Nachdem das el wieder vollständig zusammengebaut war, gab mir der TÜV auch problemlos seinen Segen, da der Motor ja so exakt auch im aktuellen Modell eingebaut war.

Technische Daten 1991:

Geschwindigkeit: 40 km/h  
Reichweite 20-50 km  
Motor: 2,5 kW Thrige Titan.
Batterie: 90 Ah/C5 3x Yuasa
Ladegerät:
8
A  


1992 wilde Zeiten

Anfang der 90 er waren mit die Hochzeiten des Elektroautos da die Stimmung diesbezüglich gut war und es im Großraum Stuttgart sicher über 100 Elektrofahrzeuge gab. Man traf und trifft sich bei Stuttgart Solar e.V. und tauscht sich aus.

Die 1991 eingebaute elektronische Motorsteuerung hatte ich vorausschauend bereits mit 48 Volt Nennspannung gekauft. Nachdem ein neuer Batteriesatz notwendig war, stockte ich auf 48V auf. Die zusätzliche Batterie kam in den Kofferraum und wurde dort mit einem massiven Gurt befestigt. Mein miniel ging ziemlich in die Knie, so daß ich mir stärkere, sprich dickere Blattfedern machen ließ. Die neuen Blattfedern hatten 8 mm statt 6 mm und J.P. testete auch mal die 12mm Blattfedern :-(, das war dann doch zu hart.

48 Volt

Der Umbau mit 48Volt erfolgte vorerst so, daß nur die Motorsteuerung auf 48 Volt lief, das restliche Fahrzeug auf 36 Volt. Die Zusatzbatterie wurde auch mit einem separatem Ladegerät geladen. Mit 48 Volt lief das el dann trotz voll angeklemmter Compoundwicklung 50 km/h so daß die Vorderradeinheit gegen den 50 km/h Typ getauscht wurde und die 50 km/h beim TÜV eingetragen wurden. Mit 48 Volt war die Reichweite enorm gestiegen, da die Entladeströme kleiner waren konnte man mehr Ah aus den Batterien holen. Ich hatte die Reichweite meines ersten sparsamen Motors wieder und dazu das Drehmoment des neuen Motors.

Batterien

Nachdem das Geld als Student knapp war habe ich Anfangs als Zusatzbatterie alles gefahren was irgendwie greifbar war. Alte Starterbatterien, ausgemusterte Flugzeugbatterien... Nicht selten war die Zusatbatterie schneller leer als die drei "Hauptbatterien". Ich mußte die Zusatzbatterie damit auf freier Strecke abklemmen. Es war auf jeden Fall interessant auf diesem "Batterieteststand" die Eigenheiten der verschiedenen Batterien zu studieren.

Ladegerät

Ein großer Forstschritt war dann ein Ladegerät mit der damals hohen Leistung von 15 A bei max 60Volt. Jetzt konnte ich alle 4 Batterien gleichzeitig laden und für damals relativ schnell. Mittlerweile hatte ich 4 "anständige" 90Ah Batterien und das el war leicht und sehr flott.

Flott unterwegs

Ich war als wüstester mini el Heizer, südlich des Main verschrien, wobei ich da noch einen anderen miniel Fahrer zu dieser Zeit kannte der diesem Ruf eher gerecht wurde. Ohne Strombegrenzung konnte man locker schwarze Striche auf die Straße zeichnen. An der Ampel war man wirklich flott weg und Autos bis 75 PS hatten 1992 wenig Land zu sehen. Ich habe damals dann angefangen an der Motorsteuerung rumzudrehen. Den Motorstrom habe ich auf gemessen 300 A eingestellt, die Stromanstiegsflanke steiler gemacht, damit die Beschleunigung besser wird. Allerdings wenn man auf den ersten 10 Metern den Vorsprung nicht hatte .. waren die anderen halt schneller als 50.. auch in der Stadt. Am Motor selber habe ich bis heute nicht s verändert ich hoffe immer noch daß es ab Werk mal eine Verbesserung gibt, z.B. einen Perm oder Lynch Motor oder noch besser einen kleinen Drehstromantrieb.

Verschleiß

Mein "Rumheizerei" forderte schnell Ihren Tribut. Ich schaffte es, daß der Riemen beim Anfahren vom Ritzel lief, da sich die Blechspannrolle unter dem Moment verformte. Riemen hielten dann selten länger als 1000 km. Ich murrte zwar etwas aber in Anbetracht einer Rechnung die anstellte relativierte sich mein Ärger. Bei diesem Motortyp geht das Drehmoment im Quadrat zum Strom, diesen hatte ich gegenüber der üblichen Werkseinstellung um rund 70% erhöht, daraus folgte eine mehr als Verdoppleung des Drehmoments. Im Stillstand bringt der Motor sein höchstes Moment. Laut Datenblatt sind dies über 30 Nm bei 220 A, ich fuhr im Stillstand mit 300A > rechnerisch 70 Nm, praktisch vielleicht 50 Nm. Das ganze dann noch mit dem Riemen im Verhältnis 1:7 auf die Hinterachse übersetzt.

Kurz und gut ich habe alles kleingekriegt, Riemen, Spannrollen, Achsen und auch die Motorwelle. Natürlich konnte man die Schäden in dieser extremen Betriebsart nicht dem Hersteller anlasten, aber trotzdem machte ich hier den Härtetest für das Material. Als ich die erste Achse zerbrochen habe war alles klar. Zwei Wochen später kam der erste Achsbruch von Frau A. aus W. eine sehr konservative Fahrerin, dann war klar daß es hier doch dringend etwas zu verbessern gab.

Verbesserungen

Die Verbesserungen kamen langsam und leider oft nicht direkt vom Werk aus. Die ersten Aluminium Riemenräder habe ich zusammen mit Joachim Kamm bei einem Bundesbruder von mir in der Maschinenbaufirma Thumm in Nürtingen entworfen. Ich jobbte damals in dieser Firma und meinem Bundesbruder und Maschinenbauingenieur wunderte sich, was wir für Drehmomente über den Poly V Riemen und das Blechrad lassen. Die ersten Alu Riemenräder fanden über Joachim Kamm guten Absatz. Leider dauerte es lange bis der Hersteller, damals noch Dänemark, die Notwendigkeit für solche Verbesserungen erkannte

Bordnetz

Ebenfalls im Jahr 2000 hat mich die CPU, sprich der zentrale Rechner des Fahrzeuges lange genug geärgert, ich habe sie komplett rausgeworfen. Es ist zwar eine schöne Idee alles auf eine Platine zu setzen und ein Prozessor zur Steuerung wichtiger Funktionen zu haben, leider war diese Hauptplatine einigermaßen störanfällig. Schweren Herzens habe ich umgestellt aus "low tech". Von SWF Standardschalter und Standard Kontrolleuchten, einen Fahrradtacho, beleuchtet und etliche Relais führen zu einem sicheren Betrieb. Im gleichen Zug habe ich den Hauptscheinwerfer gegen einen Standard H4 Scheinwerfer ausgetauscht und einen DC/DC Wandler von 48 auf 12 V / 20 A eingebaut, damit das Lichtnetz auf 12V umgerüstet, wie in den neueren Serien. Für Strom und Spannung zwei DVM von Conrad und einen AH Zähler von JME, der leider leider nicht mehr erhältlich ist. Einen Umbauschaltplan gibts in meinem Archiv.

Technische Daten 1992:

Geschwindigkeit: 50 km/h  
Reichweite 30-70 km  
Motor: 2,5 kW Thrige Titan.
Batterie: 90 Ah/C5 4 x Yuasa
Ladegerät:
15
A Hypercon


 

 

Campingsteckverbindung für den kleinen LaderIch habe auch verschiedene Details am Fahrzeug für mich geändert, die Erleichterungen im täglichen Betrieb brachten.

Zu einem späteren Zeitpunkt, baute ich ein defektes Oberteil zum Cabrio um .

 

 


Technische Daten 1999:

Ladegerät 1: Hypercon 1kW
Ladegerät 2: Zivan K2 2,4kW
Motor: TTL 140B 2,5kW
Batterie: 4 x Oldham 100AhC5

 


2000 langlebige Batterien

Technische Daten 2000:

Im Jahr 2000 habe ich es endlich geschafft hoffentlich langlebige Batterien einzubauen. Nachdem ich in 10 Jahren 5000 Euro für Bleibatterien ausgegeben habe, konnte ich nun einen Satz Nickel Kadmium Batterien eingeben. Diese Batterien sind zwar in der Anschaffung deutlich teurer als die Bleibatterien, jedoch in vieler Hinsicht besser.

Ich habe diesem Thema eine eigene Seite gewidmet.

Battery charger 1: Hypercon
1kW
Battery charger 2: Zivan K2
2,4kW
Engine: TTL 140B
2,5kW
Battery: 7xSaft NC
6V 100AhC5

 

 


2005

Mittlerweile haben wir das Jahr 2005, es hat sich viel verändert im Leben, das mini el rennt aber immer noch. Die Strecke zur Arbeit ist durch unseren Hausbau auf insgesamt 38 km angewachsen, was aber Dank der NC Akkus immer noch problemlos geht. Die Akkus standen öfters für einige Monate sind aber nach wenigen Zyklen wieder fit.

letzte Änderung 26.10.2005