Mit dem Tesla in den Winterurlaub

 

2016/02 Ein Reisebericht von Ralf Wagner über unseren ersten Winterurlaub mit dem Elektrofahrzeug Tesla Model S.

 

Der Sommerurlaub in Kroatien hat gut geklappt, jetzt die nächste Bewährungsprobe für das neue Elektrofahrzeug, der Winterurlaub im Tannheimer Tal.

Beim Tesla ist ein Dachständer nur bei Fahrzeugen mit Glasdach montierbar, dies hatte ich leider erst kurz vor Auslieferung des Fahrzeuges aus dem Tesla Forum erfahren. Es gab damals die Möglichkeit das Fahrzeug noch gegen ein Vorführfahrzeug mit Glasdach zu tauschen, ich entschied mich nach einer Probe zu einer anderen Lösung. Die Sitzbank ein Drittel umklappen und die Ski in Skisäcken ins Fahrzeug legen. Bei über 2m Ladelänge gehen die Ski locker rein. Der hintere rechte Gurt hilft die Ski zu sichern. Meine zwei Kinder / Jugendlichen hatten noch Platz, lediglich das Gurtschloß für den mittleren Sitz ist schlecht zu erreichen, da es halb unter dem umgeklappten recht Sitz liegt, das ist verbesserungswürdig.

Ich hatte etwas Sorgen ob wir alles reinbekommen, da wir beim Prius früher sämtliche Skiklamotten und Helme mit in die Skibox eingeladen haben, die wir jetzt nicht mehr hatten. Wir haben ja noch den vorderen Kofferraum! Dort kamen 4 paar Skischuhe, Helme und sämtliche Winterschuhe rein. Letztlich hat es hinten noch etwas Platz gehabt.


 

Hinfahrt Filderstadt > Tannheim

Urlaubsverkehr an Fasching, in Anbetracht der Staus sind wir gleich über die schwäbische Alb nach Aichstetten zum Supercharger gefahren. Die Verbrenner mussten schon anstehen an Ihrer Tankstelle.

Supercharger Aichstetten

Am Supercharger waren auch 4 von 6 Ladeanschlüssen (Stalls) belegt, was bedeutet, dass die Ladeleistung ggf reduziert ist. Zur Erklärung, immer zwei Ladeanschlüsse teilen sich eine Ladelektronik. Die Ladeelektronik verteilt die Energie auf die zwei Landeanschlüsse. Die Aufteilung ist jedoch nicht 50:50%, sondern das zweit angeschlossene Fahrzeug bekommt Anfangs nur 30kW. Sobald das erste Fahrzeug die Ladeleistung reduziert, bei voller werdenden Batterie, wird die Ladeleistung am zweiten Anschluss in 30 kW Schritten erhöht bis 135kW. Die Ladeanschlüsse die sich die Ladeelektronik teilen sind immer mit A und B bezeichnet. Hier also 1A + 1B, 2A + 2B, 3A + 3B. Die A + B Ladesäule stehen nicht zwangsweise nebeneinander, so dass man sehen muss wo man anschliesst. Wären alle Supercharger voll gewesen, hätte es auf der Rückseite noch einen 50 kW Chademo Lader von Allego gegeben oder weitere Typ 2 Anschlüsse.

Die Ladung wäre bei unserer Strecke von etwas über 200 km eigentlich gar nicht notwendig gewesen, da wir aber noch nicht wussten ob die zugesagte "normale Steckdose" an der Ferienwohnung funktioniert, haben wir 15 Minuten Lade- und WC Stopp eingelegt.

Leider gab es noch ein kleinen Stau durch einen Unfall, die restliche Fahrt ins Tannheimer Tal lief dann problemlos.


Tannheim

Uns erwartete eine schöne, geräumige Ferienwohnung mit Fussbodenheizung, schöner Küche, Badewanne, WLAN alles wunderbar. Die Steckdose für den Tesla befand sich in der Garage, dafür fuhr sogar der Hausherr sein eigenes Fahrzeug raus. Neben der Schukosteckdose entdeckte ich eine Steckdose CEE16A rot, für das Garagentor. Mit den 11 kW aus der CEE war die Ladung in knapp zwei Stunden erledigt. Anschließend fuhr ich den Tesla nur nach Bedarf zur Ladung.

Haus Hoamatl in Tannheim

Der lang erwartete Schnee kam, damit auch die Er-Fahrungen mit dem Schnee und Tesla.

Die elektrische Standheizung lässt sich per App starten. Um aber nicht alles Schnee-schmelzen elektrisch zu machen, hilft es natürlich den Schnee abzuräumen. Eine Erkenntnis ist, dass die Scheiben eisfrei sein müssen zur Öffnung der Türen, zumindest unten. Der Tesla hat rahmenlose Türen, d.h. die Scheiben fahren vor Öffnung der Tür erst ca. 1 cm nach unten. Das Eis muss weg, z.B. per Eiskratzer, sonst lässt sich die Tür nicht öffnen. Alternativ reichen auch 15 Minuten mit der Standheizung, damit hat man dann ein angenehm temperiertes Fahrzeug.

Meine Tochter beim Schneeräumen

Screenshot der Fahrzeueinstellung Winterpakt

Durch das Winterpaket kann man alle Sitze beheizen, genauso wie das Lenkrad, die Scheibenwischer und die Waschdüsen. Die Spiegel sind ohnehin beheizt und natürlich auch die Batterie. Es gibt im Winter sicher kaum ein komfortableres Fahrzeug als ein Elektrofahrzeug :-).

Auch ohne Netzverbindung wird die Batterie mit Start der Klimatisierung auf eine Mindesttemperatur (2°C) gebracht. Da wir keine weiten Strecken hatten, konnten wir auch "offline" Parken, d.h. ohne Netzverbindung.


Fahren im Winter

Bisher war ich Frontantrieb gewöhnt, jedoch auch mit dem Heckantrieb meines S85 komme ich ganz gut zurecht. Auf verschneiten Straßen mit Splitt wie hier konnte man sicher vorankommen. An die Grenzen gekommen ist der Tesla bei steilen vereisten Auffahrten im Nachbarort, dort merkten man deutlich die 2 to Gewicht. Ich grübelte ob ich mit dem Prius und Frontantrieb besser vorangekommen wäre, ich vermute ja. Beide Fahrzeuge haben eine recht gute Schlupfregelung und holen das beste raus. Für alle Fälle hätte ich die Schneeketten im Kofferraum gehabt, mit Anlauf gings dann auch so.

Saukalt bis Minus 12°C war es hier am Vilsalpsee. Durch die Kälte war die Rekuleistung etwas reduziert, sonst funktionierte die Technik gut.

 

Eine klare kalte Nacht

Skifahren konnte man am Neunerköpfle, direkt im Ort. Die Ferienwohnung lag zentral genug dass man zur Talstation laufen konnte. Der Tesla hatte damit Pause.

 

 

 

Das Skigebiet ist übersichtlich, bei Traumwetter erwartungsgemäß auch sehr voll.


Flutlichtfahren

Flutlichtfahren in Nesselwängle war ein Erlebnis. Das Einsteigen danach ins warme Auto schön ;-).


Ladestationen testen

Durch die Ladung an der Ferienwohnung waren wir in einer komfortablen Situation. Trotzdem wollte ich die öffentliche Ladeinfrastrutkur testen.

Die Ladestation der EWS im Nachbarort Schattwald ließ sich mit einer Ladenetzkarte aktivieren. Der elektrisch betriebene Schieber an der Buchse hatte durch Eis etwas Startschwierigkeiten. Auf das zweite Mal fuhr die Buchse auf und ich konnte mit 22kW laden. Der zweite Anschluss hat eine Steckdose CEE 16A rot.

 

Der Smatrics Lader in Reutte liegt günstig zum Einkaufen, direkt auf dem M-Preis Parkplatz. Daneben LIDL, Hofer und MC Donalds. In den Ortskern zu laufen ist es allerdings 15 Minuten, die Ladestation liegt für einen Stadtbummel nicht ideal. Bei Smatrics kann man sich mit der The New Motion Karte (TNM) Authentifizieren. Es ist allerdings einer der Lader die zum entfernen der Ladeleitung noch einmal die Authentifizierungskarte brauchen, das ist etwas lästig. Andere Ladestationen entriegeln an der Säule auch, wenn am Fahrzeug entriegelt wird.

Ebenfalls in Reutte ist dieser Lader neben dem Elektronikmarkt, völlig kostenfrei und ohne Authentifizierung.

 

Sehr schön liegt der Tesla Supercharger in Lermoos am Hotel Mohr. Das Hotel ist sehr schön, auch ein kurzer Cafe an der Bar ist ein Erlebnis.


Sölden

Ein Ausflug nach Sölden / Hochsölden, auf 2000 m ü.NN. Ein ganz schöner Trubel in Sölden, nicht ganz unsere Vorstellung. Ziel ist im Sommer mal die Gletscherstrasse zu fahren, jetzt im Winter war sie leider gesperrt.


Rückweg

Der Rückweg war unspektakulär. Es war klar dass wir eigentlich durchfahren konnten. Ich habe trotzdem Fahrzeug und Batterie vorgeheizt und ausnahmsweise mal auf 100% aufgeladen. Normalerweise sollte man nur auf 90% aufladen um die Zellchemie nicht unnötig zu stressen. Bei solchen Touren nimmt man gerne die 40 zusätzlichen km Reichweite mit.

Es war klar, dass der Ferienrückreiseverkehr zu Staus führen wird, spätestens auf der A8 von Ulm nach Stuttgart. Gedanklich haben wir uns auf eine Landpartie vorbereitet und so kam es auch. Schon auf der A7 noch vor Memmingen haben wir uns nach Westen Richtung Schwaben abgesetzt und sind quer über Leutkirch, Bad Wurzach nach Riedlingen gefahren. In Riedlingen gibt es eine völlig freie Ladestation, d.h. ohne Authentifizierung mit 2 x Typ2, dazu noch ein öffentliches WC. Nach einem Minimalstopp von 10 Minuten für das WC und einem kurzen Gespräch mit dem Twizy Fahrer an der Ladestation, weiter über Reutlingen nach Filderstadt.

Restreichweite in Filderstadt war noch 40%, ca. 160 km.

Der Gesamtschnitt im Urlaub war 215 Wh/km bzw 213 kWh für 990,7 km.

Der Tesla ist wintertauglich.

Ralf Wagner

ralf.wagner@ralfwagner.de
Februar 2016